Er komponiert, programmiert, musiziert und philosophiert: Christoph Trummer, kurz Trummer genannt. In seinen tiefgründigen Songtexten wirft der Frutigtaler wichtige Fragen des Lebens auf. Einige davon beantwortet er gleich selbst, andere nicht. Eines tut Trummer mit seinen Songs aber in jedem Fall: Er berührt die Herzen seines Publikums. Während er zu Beginn seiner Musikerkarriere englisch singt, sind seine Songs mittlerweile fest in Mundart-Hand. Aber vielleicht ist das nur eine Momentaufnahme. Denn Trummer ist vor allem für eines bekannt: Er erfindet sich immer wieder neu.
Im Interview spricht Trummer über sichere Orte, Inspiration und sein neues Album.
Christoph Trummer, seit einigen Jahren wohnen Sie in der Region Bern. Welchen Bezug haben Sie noch zu Frutigen, Ihrer Heimat?
Dieser Bezug ist nach wie vor stark, meine Familie und Freunde leben immer noch dort. Wenn ich in Frutigen aus dem Zug steige, kann ich die Heimat förmlich riechen. Das ist der Ort, an den ich hingehöre. Auch wenn ich mein Lebenszentrum vielleicht nie mehr dorthin verlege, bin ich froh darüber, in der Nähe zu sein.
Ihr neues Album heisst Trummers Labor 1: Amne sichere Ort. Wo sind Ihre sicheren Orte?
Der Albumtitel ist ein Kontrast zu meinem letzten Album, das Loryplatz hiess. Das war mein Abschlussgeschenk an den Loryplatz, an dem ich 9 Jahre lang gelebt habe. Mittlerweile wohne ich oberhalb von Bolligen in einem alten Haus. Für mich ist dieses Haus ein sicherer Ort – und genau hiervon handelt mein neues Album. In den Songs geht es aber auch um einen sicheren Ort, den jeder in sich selbst findet. Ein Ort, an dem man grübeln und zweifeln darf, ohne dass alles infrage gestellt wird.
Gibt es Orte, die Sie inspirieren?
Mich inspirieren eher Momente als Orte. Momente, in denen das Leben spürbar wird. Das kann im Zug sein, wenn ich jemandem beim Sprechen zuhöre. Oder Gedanken, in denen ich überlege, warum ein bestimmter Mensch an diesem Tag so aussieht, wie er eben aussieht. Ich male mir dann eine Geschichte dazu aus, die mich berührt. Aber natürlich handeln meine Songs auch von persönlichen Erlebnissen.
Inspirieren Sie auch andere Musiker?
Da gibt es einige, die mich ermutigen, neue Wege zu suchen. Damien Jurado ist einer davon. Oder auch Josh Ritter oder Anaïs Mitchell.
Ihre Musik ist sehr vielseitig. Wie würden Sie sie in wenigen Worten beschreiben?
Ich finde es schwierig, meine Musik mit Worten zu beschreiben. In meinen Songs erzähle ich auf melancholische und nachdenkliche Weise Geschichten vom Leben und versteife mich dabei nicht auf ein Genre. Aber müsste ich meine Musik einordnen, würde ich sie irgendwo zwischen den Genres Singer-Songwriter und Folk ansiedeln. Für mein neues Album habe ich ein eigenes Wort gefunden: Bio-Elektro.
Erklären Sie.
Ich bediene mich Mitteln der elektronischen Musik, mische sie aber mit akustischen und natürlichen Klangquellen.
Was machen Sie lieber: Komponieren oder Konzerte spielen?
Da kann ich mich kaum entscheiden. Das eine gehört zum anderen. Wenn ein Song fertig ist, habe ich Lust, ihn live vor Publikum zu spielen. Wenn ich aber über eine Weile immer wieder dieselben Songs gespielt habe, dann möchte ich bald einmal neue Songs schreiben. Es ist ein ständiges Hin und Her.
Pflegen Sie gewisse Rituale vor Ihren Konzerten?
Ich fange meine Konzerte immer mit der Begrüssung «Grüessech» an. Aber wirkliche Rituale habe ich nicht. Ich habe auch selten Lampenfieber – bei klangantrisch könnte dies aber ein wenig anders sein…
Wieso?
Das wird ein komplett anderer Rahmen als normalerweise. Ich werde mit einem Orchester singen, was ich noch nie gemacht habe. Zudem werde ich die meisten Songs ohne Gitarre spielen – auch das habe ich noch fast nie gemacht. Ich freue mich aber sehr darauf.
Ihr jüngstes Album Trummers Labor 1: Amne sichere Ort wurde von der Presse positiv aufgenommen. Der Bund schrieb etwa: «Nie hat Trummer besser geklungen». Stimmen Sie dieser Aussage zu?
Das hat mich natürlich gefreut, besonders weil ich dieses Album selbst gemischt habe. Aber für mich ist es schwierig, das zu beurteilen. Es gibt so viele Unterschiede zwischen dieser Platte und denjenigen davor. Schliesslich ist es immer Geschmackssache. Diesmal habe ich wohl den Geschmack gewisser Kritiker besser getroffen.
Was ist denn an Ihrem neuen Album anders?
Mein aktuelles Album zeichnet sich dadurch aus, dass es einen klaren Ort hat, während frühere Alben vielseitiger waren. Ich denke, das Album kommt an, weil ich meine Vorstellung davon, wie Musik klingen soll und welche Atmosphäre entstehen soll, gut umsetzen konnte. Andere Platten hatten andere Ziele und klingen deswegen anders.
Wie wichtig ist Ihnen überhaupt, was andere von Ihrer Musik halten?
Das ist mir zwar wichtig, aber ich kann nicht mit dem Ziel Musik machen, dass gewisse Leute etwas Bestimmtes über meine Musik denken sollen. Wenn ich Songs schreibe, muss ich einen eigenen Antrieb haben. Ich versuche, eine Geschichte auf eine gewisse Weise zu erzählen. Ich will Musik machen, die mir gefällt – und hoffe, dass sie auch anderen gefällt.
Wem gebührt jeweils die Ehre, Ihre neuen Songs zuallererst zu hören?
Meistens hört meine Partnerin die Songs zuerst. Ich bin auch Teil eines kleinen Grüppchens von Liedermachern: Wir treffen uns regelmässig und spielen uns unsere neuen Songs gegenseitig vor.
Wie lautet das schönste Kompliment, das Ihnen je jemand zu Ihrer Musik gemacht hat?
Besonders seit ich berndeutsch singe, habe ich einige sehr schöne Komplimente erhalten, die mich berührt haben. Einige Leute haben auf längeren Auslandreisen meine Songs als Soundtrack gegen das Heimweh gehört. Ich finde das sehr schön, wenn Menschen mit meiner Musik unterwegs sind. Ich selbst brauche meine Musik auch als Soundtrack zu meinem Leben. Und wenn meine Musik der Soundtrack zum Leben Anderer ist, ist das umso schöner.
Freitag, 1. Juni 2018
Crossover-Abend in der Konzerthalle Riggisberg, Türöffnung 18.30 Uhr, Konzertbeginn 20 Uhr